Praktikum und Mindestlohn: Alles was du wissen musst

Seit 2015 muss in Deutschland ein Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde bezahlt werden. Auch für Praktikanten gilt der Mindestlohn, wobei hier aber wichtige Sonderregelungen zu beachten sind. Im Folgenden werden wir dir die wichtigsten Regelungen zum Thema Praktikum und Mindestlohn aufzeigen. Denn längst nicht jeder Praktikant bekommt jetzt automatisch einen Mindestlohn bezahlt. Zudem werfen wir einen Blick auf das Pro und Contra vom Mindestlohn!

Wann gibt es Mindestlohn im Praktikum?

• Praktikum dauert länger als 3 Monate

Ein Mindestlohn für Praktikanten wird nur dann fällig, wenn das Praktikum mindestens 3 Monate dauert. Die Vergütung erfolgt dabei ab dem ersten Tag des Praktikums. Wenn du beispielsweise ein viermonatiges Praktikum absolvierst, dann sind die ersten drei Monate nicht „mindestlohnfrei“. Und warum gerade 3 Monate als Mindestlaufzeit? Die Regelung berücksichtigt, dass Praktikanten im Normalfall erst eingearbeitet werden müssen und nicht sofort zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beitragen. Die Einarbeitung kostet dem Unternehmen zudem Zeit und Geld. Ohne diese 3-Monats-Regelung wären „Kurz-Praktika“ für Unternehmen einfach zu teuer.

• Es ist ein freiwilliges Praktikum

Wenn es sich um ein Pflichtpraktikum handelt, welches im Rahmen der Schule, Ausbildung oder Studium vorgeschrieben wird, dann haben Praktikanten keinen Anspruch auf den Mindestlohn. Auch bei Praxisphasen während des dualen Studiums oder praxisintegrierten Studiengängen, bei denen innerhalb des Studienganges regelmäßig praktische Tätigkeiten verpflichtend sind, gibt es eine Ausnahme vom Mindestlohn. Wer jedoch ein ausbildungs- bzw. studienbegleitendes Praktikum oder ein Orientierungspraktikum absolviert, welches länger als 3 Monate geht, dem steht ab dem ersten Tag der Mindestlohn zu.

• Praktikant muss mindestens 18 Jahre alt sein

Wer unter 18 Jahre ist und noch keine Berufsabschluss erworben hat, hat keinen Anspruch auf einen Mindestlohn im Praktikum. Denn dieser gilt nur für Erwachsene. Mit dieser Regelung will der Gesetzgeber verhindern, dass angesichts des vergleichsweise hohen Lohns und gut bezahlten Praktikumsstelle auf eine Berufsausbildung verzichtet wird. Kann der Praktikant jedoch eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen, dann muss der Mindestlohn gezahlt werden.

Mindestlohn Praktikum: Pro & Contra

Das größte Pro Argument für den Mindestlohn im Praktikum ist, dass damit unter- oder gänzlich unbezahlte Arbeit bekämpft wird. Denn vor allem Praktikanten leisten oftmals die volle Arbeit, erhalten dafür aber keine Vergütung. Das wird nun zumindest teilweise unterbunden. Darüber hinaus ergeben sich durchaus für Studenten, die im Rahmen des Studiums ein Pflichtpraktikum leisten müssen, Vorteile. Da diese nicht unter die Mindestendlohnregelung fallen, besteht die Chance einer bevorzugten Einstellung, wobei auch durchaus längere Praktika absolviert werden können. Doch auf der anderen Seite gibt es auch klare Contra Argumente gegen den Praktikum Mindestlohn. Denn es ist zu befürchten, dass besonders bei kleineren und mittelständischen Unternehmen nur noch in Ausnahmefällen Praktika von einer Laufzeit von mehr als drei Monaten vergeben werden, um einfach den Mindestlohn zu umgehen. Doch gerade Praktika mit einer Dauer von drei bis sechs Monaten bieten für die Praktikanten den besten Lerneffekt. Studenten, die im Rahmen eines Praktikums ihre Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreiben, absolvieren kein Pflichtpraktikum! Das heißt, es besteht eine Gefährdung von Abschlussarbeiten in Unternehmen, da diese ganz einfach nicht bereit sind, den Praktikanten den Mindestlohn zu zahlen.