Ergibt Deutschlandstipendium überhaupt noch Sinn?

Die Kritik am 2011 eingeführten Deutschlandstipendium nimmt nicht ab, zumal die gesteckte Ziele bei weitem nicht erfüllt werden. Denn anvisiert wurde, dass 8 Prozent aller Studenten die entsprechenden Förderungen bekommen, davon ist man jedoch weit entfernt. Schließlich nutzen lediglich 1 Prozent der Studenten hierzulande das Deutschlandstipendium. Doch damit nicht genug der kritischen Töne. Wie jüngste Zahlen verdeutlichen, entspricht 1 Prozent rund 22.500 Studenten. Dabei sollen auch nur 0,84 Prozent wirklich vom Deutschlandstipendium, bei dem begabte und leistungsstarke Nachwuchsakademiker mit 300 Euro monatlich gefördert werden, profitieren. Ein Anstieg dieser kaum nennenswerten Zahl war in den letzten Jahren nicht wirklich festzustellen. Vor ein paar Wochen preschte ausgerechnet der Deutsche Gewerkschaftsbund mit dem Vorschlag nach vorne, dass das Deutschlandstipendium wieder eingestampft werden soll. Zumal Verwaltung und bürokratische Abwicklungen auf der anderen Seiten auch noch Millionenbeträge verschlingen. Das eingesparte Geld solle dann lieber direkt dem Bafög zugute kommen, so der Vorschlag.

Hohe Verwaltungskosten und gesenkte Zielvorgabe

Das Deutschlandstipendium verursacht hohe Kosten © bluedesign / fotolia

Laut Berechnungen wäre das immerhin ein Gesamtbetrag von 47 Millionen Euro pro Jahr. Satte 21 Prozent dieser Summe entfallen allein auf die Verwaltungskosten! Da ist es wenig verwunderlich, dass der Bundesrechnungshof die hohen Verwaltungskosten kritisiert. Zudem sei das Deutschlandstipendium nach Ansicht der Kritiker träge und unnütz. Die Zielvorgabe für die Anzahl der Förderer wurde mittlerweile auch von den ursprünglich 8 Prozent auf unter 2 Prozent nach unten angepasst. Das Ergebnis: Mit 0,84 Prozent hört sich die Zahl der Anspruchsnehmer schon deutlich besser an. Als Leitmotiv könnte das Motto gelten, ‚Was nicht passt, wird passend gemacht!‘. Aber auch für die neue Vorgabe gibt es gleich einen kleinen Dämpfer, da die 2 Prozent schätzungsweise erst 2028 erreicht werden – davon geht zumindest Grünenpolitiker Kai Gehring aus. Und diese Prognose ist immer noch mit Vorsicht zu genießen.

Wer profitiert vom Deutschlandstipendium?

Angesichts der vielen Kritik und Kosten, drängt sich die Frage auf, wer denn nun vom Deutschlandstipendium profitiert? Das lässt sich jedoch nur schwer beantworten. Nach Auffassung der Mitglieder im Beirat des Deutschlandstipendiums hat sich die Förderung zu einem profitablen Mittel gemausert. Aber allein schon wegen der hohen Verwaltungskosten i.H.v. 21 Prozent erscheint die Bezeichnung „profitabel“ in einem anderen Licht und müsste neu ausgelegt werden. Hierfür würde sich die gleiche Verfahrensweise anbieten, wie bei der Zielvorgabe für die Anzahl der Förderer, die wie erwähnt kurzerhand von 8 auf 2 Prozent nach unten korrigiert wurde. Mit solch einem kleinen Zahlenspiel lässt sich die Statistik doch wunderbar beschönigen und die Chancen auf einen Fortbestand des Deutschlandstipendiums sind erhöht.

Problem der privaten Geldgeber

Außerdem hat das Deutschlandstipendium einen großen Schwachpunkt. Denn die Summe soll hälftig vom Staat und privaten Geldgebern aufgebracht werden. Das bedeutet, dass Hochschulen für jeden geförderten Studenten immer private Geldgeber finden müssen. Gerade in Deutschland ein schwieriges Unterfangen, zumal nur wenige Hochschulen überhaupt eine Verbindung zur privaten Wirtschaft unterhalten. Doch statt grundsätzlich über eine Optimierung beim Deutschlandstipendium nachzudenken, wählt man den einfachen Weg und senkt die Zielvorgaben. Schon erstrahlt ein glanzvolles Projekt, dass mit seinen jetzt schon erreichten Zahlen durchaus zu überzeugen weiß.